Ledersitze nachfärben
Übersicht
Kurzbeschreibung | Dieser Artikel beschreibt das Nachfärben der Lederausstattung. | |||
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert! | ||||
Schwierigkeitsgrad | einfach | mittel | schwer | Dauer |
Hilfsperson | keine | Erleichterung | unbedingt erforderlich | |
Ressourcen | Standardwerkzeuge | Sonderwerkzeuge | ||
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Leder nachfärben mit ColorLock-Farben vom Lederzentrum
Das Lederzentrum führt Farben nach Autofirma und Farbbezeichnung. Man kann nur die Farbe nehmen oder ein ganzes Set mit Reiniger, Farbe, Schleifkissen und Pflegemilch.
Bei mir war der Farbton „Alpaka Grau“, davon gibt es 2 beim Lederzentrum, einmal hell und einmal dunkel. Keiner paßte, aber die 2 Flaschen gemischt ergaben genau den Farbton, den ich brauchte!
Das Produkt “ColorLock“ ist eine Tönung, d.h. es ist nur zum Auffrischen der originalen Lederfarbe geeignet. Zum direkten Umfärben muß man etwas anderes nehmen, auch hier hat das Lederzentrum bestimmt etwas Geeignetes.
Man kann sich auch Farbmuster schicken lassen; das ist sinnvoll, wenn man sich bei der Farbe nicht ganz sicher ist. Da eine Flasche mit 150 ml etwa 34€ kostet, ist ein Fehlkauf ärgerlich und teuer.
Zur Menge: ich hatte 300 ml, etwas verdünnt reichte das gerade so für die beiden Vordersitze incl. Kopfstützen und Mittelarmlehne. Auch eine gebrochene Plastikverkleidung, die ich nur in Dattel nachkaufen konnte, habe ich damit erfolgreich umgefärbt!
Ich habe allerdings auch mit der Spritzpistole gearbeitet, mit Schwamm und Tupfmethode ist die Farbe wahrscheinlich ergiebiger.
Zur Verarbeitung / Vorbereitung:
Hier ein Vorher-/Nachher-Vergleich:
Erster Schritt: Sitze ausbauen und Lehne und Sitzpolster trennen. Dazu für die Besitzer von elektrischen Sitzen ein Tipp: Um den Sitz so vzu erfahren, daß man alle Schrauben rausbekommt, kann man die Motoren am Stecker direkt bestromen. Die Anschlüsse der einzelnen Motoren liegen immer gegenüber; man kann mit einer Autobatterie oder einem 12V-Netzteil draufgehen, Richtungswechsel einfach durch Vertauschen von + und -. Die 2 Pins der Kopfstütze muß man zum Abnehmen der Rückenlehne aus dem Stecker rausnehmen, die sind markiert.
Ich habe bei der Lehne 2 Kanthölzer druntergeschraubt, dann steht sie gut alleine und man kann gut an ihr arbeiten. Das Sitzpolster habe ich auf eine Bierkiste gepackt, auch das klappt gut und man hat eine angenehme Arbeitshöhe. Man sorge für genug Platz, ich habe mir auf 2 Sägeböcke Schalungsplatten geschraubt.
Zum Waschen nimmt man entweder den mitgelieferten Reiniger oder wie ich einfach ein Autoshampoo oder einen anderen Reiniger, {{Interieur#Leder|Sattelseife]] soll bei Leder sehr gut sein.
Ich habe mit der rauhen Seite eines Küchenschwamms gearbeitet. Tipp: keinen neuen nehmen, dann ist er nicht so aggressiv. Nicht zu naß, aber gut schaumig arbeiten und partienweise vorgehen. Nach jeder Partie immer gleich den schmutzigen Schaum mit einem nassen Lappen wieder abnehmen und nachwischen. Das Ganze habe ich 2x gemacht, unglaublich, was da für ein Dreck rauskommt.
Der nächste Schritt ist das Anschleifen des Leders mit dem Schleifschwamm. Der ist eher fein, so etwa Korn 360. Also muß man naß schleifen weil sich der Schwamm sonst schnell mit Schleifstaub zusetzt. Außerdem staubts dann nicht. Auch hier wieder partienweise arbeiten und den entstehenden Abrieb mit nassem Lappen abnehmen.
Alles schön gleichmäßig anschleifen. Das dient dazu, der Farbe eine gute Haftung zu ermöglichen. Auch gut in die Nähte und Falze und die Sitzpfeifen hineinarbeiten. Wenns trocken ist, soll das Leder überall gleichmäßig matt aussehen, dann ist es richtig.
Wenn der Schleifschmutz entfernt und das Leder sauber ist, läßt man es über Nacht trocknen. Ich habe die Teile dazu in den Heizungskeller gestellt.
Wenn die Teile trocken sind, schaut man sie nochmal genau auf Löcher, Risse etc. durch. Kratzer kann man jetzt noch mit feinem Schleifpapier beischleifen. Für tiefe Kratzer und Löcher gibt es beim Lederzentrum sogenanntes Flüssigleder, damit kann man solche Schäden vor dem Färben beheben. Bei mir war das nicht nötig.
Als letzten Schritt wischt man die Teile gründlich mit Waschbenzin und Küchenkrepp ab, um letzte Fettspuren zu entfernen. Dann geht es ans Färben!
Sinnvoll ist es, stark geschädigte Bereiche wie Kratzer oder Abschürfungen und Stellen, an denen das nackte Leder herausschaut, erstmal partiell vorzufärben. Man kann die Farbe gut mit dem Heißluftfön (schön sachte!) antrocknen und so rasch mehrere Schichten auftragen. Macht man das nicht, saugt das Leder an diesen Stellen stark und es ergeben sich Farbabweichungen; durch den Vorauftrag werden diese Stellen quasi versiegelt und verhalten sich dann wie der Rest des Leders.
Ich habe zuerst mit dem Schwamm nach Anleitung getupft, aber nach dem Trocknen hatten die behandelten Teile Flecken und Streifen. Andere Nutzer berichten von guten Ergebnissen, vielleicht habe ich auch was falsch gemacht.
Also entschied ich mich, die Farbe mit einer kleinen Lackierpistole zu verarbeiten. Das geht auch deutlich flotter als die Tupferei! Dazu muß man soweit verdünnen, daß die Viskosität paßt, original hat sie etwa die Konsistenz von Kondensmilch, das ist zum Spritzen zu dick. Mit etwas destilliertem Wasser war das schnell gemacht.
Dann folgte der erste Spritzgang, etwa 2,5 bar mit 0,6er Düse und wenig Durchfluß. Ganz dünn und lieber einmal mehr spritzen als Läufer riskieren, die sehen dann richtig übel aus! Nach einer Trockenzeit von etwa 3 Stunden dann der 2. Spritzgang. Das hat bei meinen Sitzen dann gereicht, das Ergebnis ist sehr gleichmäßig und die Sitze sehen jetzt fast wie neu aus.
Die fertig gefärbten Teile habe ich 2 Tage im Heizungskeller gelassen. Zum Schluß wird 3-4x Lederpflegemilch aufgetragen und dann der Sitz (mit sauberen Händen!!!) wieder zusammengebaut.
Abschließend ist zu sagen, daß die Farbe vom Lederzentrum zu empfehlen ist (mit den oben genannten Einschränkungen). Da ich bei der Gelegenheit auch die Federung der Sitze repariert und die Mechanik gewartet und neu geschmiert habe, werde ich jetzt durch ein dem W126 gebührendes Sitzgefühl belohnt!
Ergänzende Hinweise
Beschreibung und Bilder freundlicherweise von Florian Albrecht (BGLFloh) zur Verfügung gestellt.