Wartung und Systemprüfung
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
Kurzbeschreibung | Dieser Artikel beschreibt die Inspektion einer HPF. | |||
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert! | ||||
Schwierigkeitsgrad | einfach | mittel | schwer | Dauer |
Hilfsperson | keine | Erleichterung | unbedingt erforderlich | 1 - 2 Stunden |
Ressourcen | Standardwerkzeuge | Sonderwerkzeuge | ||
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Seegeringzange |style="border-right: 2pt solid;border-bottom: 2pt solid;border-color:#104E8B" colspan="1" |
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Sicherheit
keine besonderen Gefahrenquellen.
Einleitung
Die hydropneumatische Federung von Mercedes bietet einen hervorragenden Federungskomfort, welcher sich vor allem auf der Autobahn auch bei hohen Geschwindigkeiten bemerkbar macht. Ähnlich dem System von Citroen entfallen auch hier herkömmliche Stahlfedern und Stoßdämpfer. Unabhängig von der Beladung wird das Niveau an Vorder- und Hinterachse konstant gehalten. Über einen Zugschalter lässt sich das Fahrzeugniveau um 35mm anheben, z.B. bei besonders schlechten Straßen. In der Version ab 1985 kommen neben diesen Vorteilen noch einige Erweiterungen zum Einsatz. Ab 120 km/h senkt sich das Fahrwerk um 24mm, um Straßenlage und Aerodynamik zu verbessern. Ab einer bestimmten Querbeschleunigung (oder auf Knopfdruck) wird die Dämpferverstellung auf hart gestellt. Über das System kursieren viele Vorurteile: Keine Werkstatt kennt sich damit aus, Ersatzteile sehr teuer oder nicht mehr lieferbar, fehleranfällig etc. Tatsächlich gibt es kaum Sachverstand zum System, das notwendige Werkzeug hat in seltenen Fällen eine Niederlassung und vieles ist teuer oder nicht mehr verfügbar. Ich fahre seit 8 Jahren HPF und habe im Laufe der Zeit die Augen aufgehalten und auf diese Weise eine Menge Teile im Internet für wenig Geld erstanden. Das System selbst ist bei ausreichender Wartung sehr langlebig. Bis auf die Druckölpumpe und einen Zentralspeicher hatte ich bislang keine Defekte am System. In der Regel sind die Systeme seit Jahren nicht gewartet worden und manche Defekte werden schon durch einen Austausch von Verschleißteilen bzw. des Hydrauliköls behoben. Vor allem anderen sollten diese Schritte abgearbeitet werden, bevor weitere Arbeiten vorgenommen werden.
HPF-Systemprüfung und –wartung
Ölstand und –zustand prüfen
Hier das Herzstück der HPF, Ölbehälter, Druckregler links und Verstellschalter rechts. Das ganze heißt im Mercedes-Jargon auch Ventileinheit:
Meßstab ziehen, an weißem Lappen abwischen. Neues Öl ist fast durchsichtig mit einer Konsistenz wie Wasser. Ist es verfärbt, steht ein Ölwechsel an.
Sillikatfilter säubern
Im Druckregler ist eine Drosselschraube mit Metallfilter enthalten (NML), der gereinigt werden kann. Sitzt dieser zu, baut der Druckregler zu wenig Druck auf. Bevor andere (teure) Komponenten geprüft oder gar getauscht werden, sollte als erstes der Filter geprüft werden.
- Dazu die Drosselschraube ausbauen:
Hier die Drosselschraube:
- Der Filter sitzt hinter der Schraube und bleibt manchmal im Druckregler stecken. Ggf. mit feinem Schraubendreher oder ähnlichem herausziehen.
Deutlich zu sehen der Gummiabrieb aus dem System.
- Filter mit Bremsenreiniger oder Druckluft reinigen
- Filter mit Drosselschraube einsetzen und anziehen (kein Drehmoment im WIS angegeben).
- Motor starten
- Drosselschraube auf Dichtigkeit prüfen
Ölwechsel
Leider ist im WIS kein Ölwechsel vorgesehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Öl abzulassen. Ich musste es bislang noch nicht durchführen, da das Öl bei Kauf des Wagens in gutem Zustand war und durch zahlreiche Arbeiten am System zwangsläufig so viel Öl ersetzt werden musste, dass ein weiterer Ölwechsel nicht notwendig war. Im WIS ist beschrieben, wie die Pumpe entlüftet werden kann. Diese Vorgehensweise würde ich zum Ölwechsel benutzen. Am Druckregler ist der Druckschlauch der Pumpe angeschlossen, rotes Viereck:
- Druckschlauch lösen
- Auf Druckschlauch einen durchsichtigen Schlauch zur Verlängerung aufstecken
- Schlauch in Auffanggefäß, am besten mit Maßangaben
- Ölmeßstab entfernen, Trichter aufstecken
- Motor starten, im Leerlauf laufen lassen
- Parallel Öl in Trichter nachfüllen, je nach Größe des Auffanggefäßes den Vorgang unterbrechen und wiederholen
- Im System sind insg. 5,7 Liter Öl enthalten. Im Leerlauf, d.h. ohne Fahrwerksbewegung, werden sicher nicht alle Ölleitungen durchspült. Aber ein großer Teil der Verschmutzung im Kreislauf wird dadurch eliminiert. Daher Vorgang beenden, wenn klares Öl austritt. Dies kann möglicherweise auch schon deutlich unter 5 Litern der Fall sein.
- Druckschlauch am Druckregler anschließen (30 NM)
- Ölstand korrigieren
Filterwechsel
Im WIS wird die Filterpatrone zwar auf Bildern gezeigt, aber weder dort noch in den Serviceinformationen wird auf die Notwendigkeit eines Wechsels hingewiesen. Bei meinem Fahrzeug war auch dieser Filter völlig schwarz und offensichtlich bis 200.000 KM noch nicht gewechselt worden.
- Druckschlauch abschließen
- Seegring am Verstellzug abnehmen, Verstellzug aushaken
- Verstellscheibe von gezeigter Stellung N (Normal) auf M (Montage), dazu ganz nach rechts bis zum Anschlag schieben. Damit ist die Ventileinheit drucklos. Verstellschalter wieder auf N.
- Sämtliche Hydraulikleitungen abschließen
- Verstellzug von Halter abschrauben, dazu mit Inbus an gelbem Kreis gegenhalten. Verstellschalter von Druckregler abschrauben. Die Schrauben des Halters verbinden auch den Druckregler mit dem Verstellschalter.
- Die beiden Muttern am Haltering (auf dem Bild ist die sichtbare eingekreist) des Druckreglers abnehmen, Regler nach oben aus dem Behälter entnehmen.
- Feder nach oben drücken und drehen, dadurch wird der Filtereinsatz ausgehakt
- Filtereinsatz entnehmen, neuen Einsatz einbauen
- Unter dem großen Haltering oben befindet sich ein dicker, weißer O-Ring (nicht auf dem Bild enthalten). Nur zu tauschen, wenn der O-Ring verhärtet ist.
- Druckregler wieder in Behälter einsetzen
- Neuen O-Ring in Verstellschalter einsetzen
Hier die Lage des O-Rings am Druckregler:
- Verstellschalter an Druckregler montieren (7 NM)
- Alle Hydraulikleitungen montieren (14 NM)
- Verstellzug montieren, Verstellscheibe auf Stellung N bringen
- Motor starten, 30s laufen lassen, bis Systemdruck wieder anliegt, Leitungen auf Dichtheit prüfen.
- Ölstand prüfen und ggf. richtigstellen
Ergänzende Hinweise
Beschreibung und Bilder freundlicherweise von Michael (Dorian im W126-Forum) zur Verfügung gestellt.