Steuerzeiten der Nockenwellen einstellen
Inhaltsverzeichnis
Ursache
Die Steuerzeiten der Nockenwellen verändern sich, weil sich die Steuerkette mit der Zeit längt. Durch die Längung verändert sich der Füllmoment des Zylinders zum Nachteil des Zündzeitpunktes, die Motorleistung läßt nach.
Häufige Startvorgänge, Kurzstrecken und einfach auch die Kilometerleistung lassen die Duplex-Steuerkette länger werden. Eine gewisse Längung läßt sich durch den Einbau unterschiedlicher Scheibenfedern korrigieren. Es gibt 4 Korrekturstufen; sind sie ausgereizt, wird auf jeden Fall eine neue Steuerkette fällig.
Ein von aussen hörbares Symptom gibt es nicht. Das Nachlassen der Motorleistung kommt schleichend, man wird es anfänglich kaum merken - eigentlich erst dann, wenn es für einen Ausgleich fast schon zu spät ist und eine neue Steuerkette fällig wird.
Am sichersten ist die Sichtprüfung und die anschließende Messung, hierzu später mehr.
Übersicht
Kurzbeschreibung | Dieser Artikel beschreibt, wie man am Motor M116/M117 die Steuerzeiten der Nockenwellen prüft und einstellt. | |||
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert! | ||||
Schwierigkeitsgrad | einfach | mittel | schwer | Dauer |
Hilfsperson | keine | Erleichterung | unbedingt erforderlich | ca. 5 Stunden |
Ressourcen | Standardwerkzeuge | Sonderwerkzeuge | ||
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Die Sonderwerkzeuge
Vorbereitung:
- Motorhaube senkrecht stellen.
- Zündverteiler, Zündkabel ausbauen.
- Zylinderkopfhaube links und rechts abbauen (3 Nm).
- KPR abziehen.
- Zündkerzen ausbauen.
- Kühlwasser teilweise ablassen.
- Oberen Kühlerschlauch vom Kühler trennen.
- Lüfterzarge ausbauen.
- Lüfter ausbauen.
- Prüfzahl/Kennzahl der jeweiligen Nockenwelle an ihrem hinteren Ende ablesen und notieren (oder merken).
Sichtprüfung
Bevor eine Messung durchgeführt wird, sollte man zuerst eine Sichtprüfung durchführen. Das geht schnell und einfach.
Hierzu den Motor von Hand im Uhrzeigersinn so durchdrehen, daß Kerbe und Markierung der linken Nockenwelle fluchten. Anschließend an der rechten Zylinderbank nachsehen, wie die Markierungen dort stehen. Gibt es dort eine größere Abweichung, besteht Handlungsbedarf; ist die Abweichung kleiner oder idealerweise nicht vorhanden, dann freuen und den Motor wieder zumachen!
Prüfen
Geprüft wird jeweils am Einlaßventil des ersten (rechte Zylinderbank) und sechsten Zylinders (linke Zylinderbank). Hierzu erst Schwinghebel und Hydroelement ausbauen.
- Motor von Hand im Uhrzeigersinn so durchdrehen, daß die Nocke der Nockenwelle am Einlaßventil des ersten Zylinders nach oben zeigt.
- Ventilhebeldrücker ansetzen und Schwinghebel entnehmen.
- Hydroelement ausbauen und an dessen Stelle Ventileinstellschraube einbauen.
- Schwinghebel einbauen, Ventileinstellschraube so einstellen, daß der Schwinghebel ohne Spiel am Grundkreis der Nocke anliegt.
- Halterung der Meßuhr so am Motor anbringen, daß der Stift der Meßuhr senkrecht auf dem Ventilfederteller steht.
- Meßuhr mit 3 oder 4 mm Vorspannung in ihrer Halterung festklemmen.
- Motor von Hand im Uhrzeigersinn so lange weiterdrehen, bis die Nocke über den Schwinghebel das Ventil 2 mm herunterdrückt; Meßuhr beobachten, sie läuft rückwärts.
- Zahl an der Markierung der Schwungscheibe der Kurbelwelle ablesen und mit der Zahl in der Tabelle vergleichen.
NW Kennzahl links/rechts |
Motor M117 | Motor SA Nr. | Grad nach OT |
02/03 | 117.960 | 12° | |
04/05 | 117.961 | 20° | |
08/09 | 117.962 117.963 117.964 117.965 |
012.468/01 | 22° |
14/15 | 117.963 | 012.406/01 | 18° |
16/17 | 117.968 | 012.480/01 | 17° |
18/19 | 117.967 117.968 |
012.468/05 012.468/06 012.468/14 012.468/15 |
27° |
20/21 | 117.965 | 21° | |
24/25 | 117.968 RÜF | 17° | |
26/27 | 117.967 117.968 KAT |
012.468/05 012.468/06 012.468/14 012.468/15 |
27° |
NW Kennzahl links/rechts |
Motor M116 | Motor SA Nr. | Grad nach OT |
08/09 | 116.964 116.965 |
012.468/01 | 22° |
20/21 | 116.965 | 21° | |
60/61 | 116.960 116.961 116.962 116.963 |
012.406/03 012.406/04 012.406/07 012.406/08 |
12° |
62/63 | 116.960 116.961 116.962 116.963 |
012.406/01 012.406/02 012.406/05 012.406/06 |
24° |
70/71 | 116.962 116.963 116.964 116.965 |
012.406/03 012.406/04 |
16° |
- je nach Abweichung entsprechende Scheibenfeder verbauen. Scheibenfedern gibt es in vier Reparaturstufen:
Versatz in mm | Teil-Nr. | Berichtigt |
0,7 | 621 991 04 67 | 4° KW |
0,9 | 621 991 02 67 | 6 1/2° KW |
1,1 | 621 991 01 67 | 8° KW |
1,3 | 621 991 00 67 | 10° KW |
- Ist eine Berichtigung durch die letzte Scheibenfeder nicht mehr möglich, muß die Steuerkette erneuert werden.
- Um die Scheibenfeder zu ersetzen, muß das Kettenrad der entsprechenden Nockenwelle demontiert werden:
- Steuerkette und Nockenwellenrad zueinander kennzeichnen und mit Kabelbinder oder Draht sicher verbinden.
- Lappen in Kettenkasten legen, damit beim Abnehmen des Kettenrades die verbauten Scheibenfedern nicht hineinfallen können.
- Nockenwellenrad lösen (100 Nm) und abnehmen, Welle mit geeignetem Schlüssel oder Zange gegenhalten.
- Vorhandene Scheibenfedern entfernen und gegen Korrekturscheibenfedern austauschen. An der Fahrerseite ist nur eine, an der Beifahrerseite sind zwei Scheibenfedern verbaut.
- Nockenwellenrad montieren und prüfen, bevor alles wieder mit 100 Nm festgezogen wird.
Beispiel
Um es an Hand der gezeigten Bilder und Tabellen noch einmal zu verdeutlichen, hier ein konkretes Beispiel: Das Fahrzeug ist ein 420er mit einem M116.965 Motor, die darin verbauten Nockenwellen haben die Zahl 20 (linker Bank) und 21 (rechter Bank), eingeschlagen. Bei 2mm Ventilhub muß die Kurbelwelle, entsprechend der Tabelle, 21° nach oT anzeigen.
Das ist also der Soll-Zustand.
Tatsächlich gemessen wurde an der Kurbelwelle 29° nach oT (s. Foto), das ergibt also eine Differenz von 8° auf der Kurbelwelle zu dem Soll-Wert von 21°. Diese 8° KW Abweichung kann nun, nach einem Blick in der Tabelle, durch das Einsetzen der Scheibenfeder (A 621 991 01 67) ausgeglichen werden. Die Steuerkette muß nicht gewechselt werden, das Tauschen der Scheibenfedern reicht!
Ergänzende Hinweise
Vor Prüfung und Messung empfiehlt es sich, die Gleitschienen und den Belag der Spannschiene zu prüfen und ggf. zuerst zu erneuern!
Gleitschienen erneuern