HPF-Federbeine überholen
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
Kurzbeschreibung | Dieeer Artikel beschreibt die Überholung der HPF-Federbeine. | |||
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert! | ||||
Schwierigkeitsgrad | einfach | mittel | schwer | Dauer |
Hilfsperson | keine | Erleichterung | unbedingt erforderlich | 8 Stunden |
Ressourcen | Standardwerkzeuge | Sonderwerkzeuge | ||
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Sicherheit
keine besonderen Gefahrenquellen.
Einleitung
Dieser Artikel beschreibt den Ersatz der Verschleißteile: Schläuche, Staubschutzkappen der Kugelgelenke und die Faltenbälge der hinteren Federbeine. Dazu sollte man vorher feststellen, ob die Federbeine und ihre Kugelgelenke noch in Ordnung sind.
Ersatzteile
Folgende Ersatzteile wurden verwendet:
- 2x PU Staubschutzmanschetten Polyboots 16x38x26 (ebay -> Gelenk vorderes FB)
- 2x Faltenbalg F 1107 NBR (Faltenbalg hinteres FB)
- 2x Faltenbalg F 3061 NBR (Gelenk hinteres FB)
- Steuerdruckschlauch A2019972882 (falls die alten nicht mehr verwendet werden)
- Leckölleitung A1263207172 (falls die alten nicht ersetzt / repariert werden)
Arbeitsfolge
- Ausgebaute Federbeine reinigen.
- Falls noch nicht geschehen, die dicken Schläuche hinteren Schläuche abbauen (Gabelschlüssel SW19).
Falls man die Schläuche nicht ersetzen möchte, können sie auch dranbleiben, es ist dann etwas unhandlicher. - Anschraubbohrungen mit Lumpen verstopfen.
- Zum Tausch der Bälge und Manschetten die Kugelgelenke von der Kolbenstange abschrauben. 2x Gabelschlüssel SW22 wird benötigt, einen davon muss man auf 5 mm dünn schleifen. Alternativ die Kolbenstange (in Alubacken !!!) in einen kräftigen Schraubstock einspannen.
- Das geht nur bei den hinteren Federbeinen, bei den vorderen muss man an der Glocke spannen. Hierzu aus dicken Latten eine Spannhilfe bauen: Zwei Latten zusammenspannen und mit der Lochsäge mittig ein 78 mm-Loch bohren. Diese „Spannbacken“ ermöglichen es, die Glocke fest, aber verformungsfrei zu spannen.
- Die Skizze zeigt die Lage der innen in der Glocke vorhandenen Vertiefung, in die die Kolbenstange mit der angefrästen Schlüsselfläche eingreift. Diese muss beim Wiedermontieren wieder fluchten.
- Steuerdruckleitung aus dem Clip lösen (Schelle des Clips durchschneiden, da Neuteil verbaut wird) und mit Schlüssel SW22 und notfalls einer Verlängerung die die Kugelköpfe demontieren.
- In den Glocken sammelt sich Schmutz, der die Ablauflöcher verstopft. Mit einem Schraubendreher rauspicken. Man sieht auch schön die Gegenform zu den Schlüsselflächen an der Kolbenstange. Die Glocken kann man sandstrahlen und mit Rostschutzfarbe lackieren.
Links: Glocke nach Ausbau, rechts: Glocke grob gereinigt, man sieht die Ablauflöcher wieder und die Gegenform der Schlüsselfläche.
- So wird das Federbein eingespannt und der 22er Schlüssel angesetzt. Hier schon mit dem überarbeiteten Gelenk:
- Wenn die Kugelgelenke ab sind, mit einem Bremsleitungsschlüssel SW8 die Steuerdruckleitungen demontieren. Bremsleitungsschlüssel ist Pflicht, sonst dreht man den 8er-Sechskant ruckzuck rund.
Die Steuerdruckleitungen gibt es bei MB noch neu, Stück ca. 35€ (Stand 02/2018). Die Leckölleitung kann man durch eine durchsichtige 6 mm-Pneumatikleitung ersetzen. Vorher das Ende etwas anwärmen (Fön, Feuerzeug) und über die Stutzen schieben.
- Vorsichtig den großen Federring unten entfernen, so dass man ihn wiederverwenden kann, falls er noch gut ist. Wenn nicht, kann man den Faltenbalg auch mit einer Drahtschlaufe fixieren.
- Oben ist die Manschette mit einem Gummiring fixiert, den schneidet man mitsamt der alten Manschette durch.
- Das alte Fett im Gelenk soweit möglich entfernen, später mit frischem Graphitfett füllen. Gelenkköpfe nicht mit Benzin o.Ä. auswaschen!
- Am vorderen Federbein einfach die neue Manschette drüberziehen. Das geht am oberen Durchmesser recht stramm. Jetzt neues Fett einfüllen, rund ums Gelenk einfach dick auftragen. Mit einer Spritze geht das ganz gut.
- Untere Lippe über den Steg ziehen und entweder den alten Federring aufstecken oder mit Draht sichern. Oben am dünnen Durchmesser wird ebenfalls mit Draht gesichert.
Die hinteren Gelenke sind komplexer. Der Haltering der Manschette ist mit dem Grundkörper verstemmt. Diese Verstemmungen muß man auffräsen (Dremel und feiner HM-Fräser). Dazu unbedingt den Lagerspalt des Gelenks mit Lappen ausstopfen und zusätzlich mit einem Magneten die Späne auffangen und nach dem Fräsen die Reste absaugen, sonst hat man die Späne nachher im Gelenk!
- Hier der Vergleich zwischen verstemmt und gefräst:
- Verstemmung aufgefräst, man beachte die Späne!
- Haltering raushebeln. Achtung: Nicht verbiegen!
- Alles gründlich reinigen, Ring putzen und richten, falls erforderlich.
- Die Manschette kann man aus dem Faltenbalg F 3061 NBR machen, dazu trennt man ihn an der zweiten Falte von oben auf (scharfe Cutterklinge) und erhält so eine niedrige Manschette, die unten unter den Ring geklemmt wird und oben in die Nut vom Kugelbolzen eingreift. Die unterste Falte mit einer scharfen Schere soweit stutzen, bis der Durchmesser zum Ring passt, der Hals oben wird an dem kleinen Wulst abgeschnitten.
Den Rest kann man beim W123T-Modell und ggf. auch beim W126 als Faltenbalg an den hinteren Niveau-Federbeinen verwenden!
- Unteren Rand in den Haltering einfädeln, rundrum in die Nut klopfen und mittels eines scharfen Körners an den stehengebliebenen Stegen wieder mit dem Gehäuse verstemmen. 2. Mann hilfreich, der den Ring mit einem Schraubendreher runterdrückt und der andere körnt den Steg nach innen. So arbeitet man sich ums Gelenk herum.
- Nut und Körnungen sollte man vor Korrosion schützen, z.B. durch Auftragen von Rostschutzfett. Seilfett oder Unterbodenwachs sollten auch gehen. Dann füllt man hier auch neues Fett ein.
- Zum Schluss wird der kleine Durchmesser oben mit einer Drahtschlaufe gesichert.
- Der Faltenbalg F 1107 NBR für die Kolbenstange muss ebenfalls modifiziert werden, er wird an der ersten Falte abgeschnitten.
- Dann passt der kleine Durchmesser über den Absatz der Kolbenstange und wird dort ebenfalls mit einem Drahtring gesichert. Der große Durchmesser passt sehr stramm über das Gehäuse, da ist keine Sicherung notwendig.
Montage der Kugelköpfe
- Die O-Ringe an den Kugelkopf-Schäften erneuern.
- Das Gewinde entfetten, auch das Gegenstück in der Kolbenstange, und mit Loctite mittelfest montieren.
Vorderes Federbein
- Die Glocke mit den Spannhölzern nahe der oberen Rundung so fest wie möglich, ohne die Glocke zu quetschen, einspannen. Die Öffnung der Glocke zeigt nach unten. Ausrichtung der Gegenform für die Kolbenstange merken oder markieren!
- Steuerdruckleitung in den Kugelbolzen einschrauben und festziehen.
- Federbein mit rausgezogener Kolbenstange von unten in die Glocke einführen und versuchen, die Gegenform zu treffen, dann den Kugelkopf (mit Loctite!) einschrauben. Wenn die Gegenform nicht getroffen wird, hat die Kolbenstange kein Gegenlager und das Gewinde lässt sich nicht festziehen, weil die Kolbenstange dann mitdreht!
- Wenn der Kugelkopf angebissen hat kann man dran ziehen und so die Schlüsselfläche einfädeln, man spürt, wenn sie einrastet. Wenn alles passt, ordentlich festziehen.
- Drehmoment? 22er Schlüssel, beidhändig und mit Schmackes halt.
- Den alten Clip für die Steuerdruckleitung mit neuer Schlauchschelle auf die Glocke schieben, festziehen und den Schlauch einklipsen.
Damit ist das vordere Federbein fertig.
Hinteres Federbein
- Den präparierten Faltenbalg über das Federbeingehäuse ziehen.
- Soweit zurückschieben, das man die Kolbenstange wieder ordentlich (Alubacken nicht vergessen!!) spannen kann. Oder man hat sich zum Gegenhalten einen 2. Schlüssel SW22 so abgeschliffen, dass er auf die schmale Schlüsselfläche passt.
- Das Blech mit dem Schlauchclip wird mit dem Kugelkopf mitangeschraubt: Auf eine fluchtende Ausrichtung achten, damit der Schlauch am fertig montierten Federbein nicht geknickt wird. Auch hier wieder den Kugelkopf ordentlich anziehen.
- Faltenbalg soweit hochziehen, bis er am Halter des Clips anliegt und wieder mit einer Drahtschlaufe sichern.
Hier die Drahtringe von Faltenbalg und Kugelgelenkmanschette:
- Als Letztes werden die Schläuche wieder montiert und dann kann man die nun wieder ansehnlichen Federbeine wieder einbauen!
Ergänzende Hinweise
Beschreibung und Bilder freundlicherweise von Florian Albrecht (BGLFloh im W126-Forum) zur Verfügung gestellt.