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Aus Wiki zur Mercedes Baureihe W126
Version vom 26. April 2012, 16:22 Uhr von Ölprinz (Diskussion | Beiträge) (USA-Versionen, Diesel)

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Ein erster Überblick..

Serie Eins

1979 kam der Wagen W126, die zweite von Daimler-Benz selbst so genannte "S-Klasse" als Nachfolger des Typs W116 heraus. Die Technik war durch Teams unter Leitung von Werner Breitschwerdt entwickelt worden, das Design vom Team des Italieners Bruno Sacco.

Wesentliche äußere Änderung war die sehr deutliche Abwendung vom überbordenden Chrom, den der Vorgänger noch mit doppelten Stoßstangen vorn und hinten geboten hatte. Markant waren stattdessen an den Flanken der Fahrzeuge die plankenartigen Kunststoff-Verkleidungen, die sich sehr schnell den Spitznamen "Sacco-Bretter" einfingen. Der neue Wagentyp verbesserte sich erheblich beim cw-Wert und bei den Gewichten. Das Topmodell 500 SEL war im Vergleich zum Vorgängertyp 450 SEL 6.9 um fast sechs Zentner leichter geworden. Dementsprechend waren praktisch alle Wagen etwas schneller als ihre Vorgänger. Die Langversionen waren wie bei den beiden Vorgängertypen W109 und W116 ausschließlich zugunsten des hinteren Fußraumes im Türbereich um 14 Zentimeter verlängert.

Bei Entwicklungsbeginn wurde zugleich geplant, den Typ C107 durch eine Coupé-Version der neuen Limousine mit verkürztem Chassis abzulösen.

Der aus dem Vorgänger bekannte Reihensechszylinder M110 blieb in seinen zwei Versionen erhalten, als 280 S mit Vergaser mit 160 PS, und als 280 SE und 280 SEL mit 185 PS. Der 280 S mit Vergasermotor fing sich den Spitznamen "Kolonial-Benz" ein, weil Einspritzmotoren angeblich zu kompliziert in der Wartung für Länder der Dritten Welt seien.

Bei den Achtzylindern fand sich wie erwartet die Änderung der Vorserie eingebaut: es gab keine Grauguss-V8-Motoren mehr. Nur der Reihensechszylinder hatte noch einen Motorblock aus Grauguss. Der schon im R/C107 verbaute Fünfliter-Leichtmetallmotor firmierte nun als Antrieb von 500 SE und 500 SEL; der kleinere V8 erhielt einen auf 3,8 Liter aufgebohrten Leichtmetallmotor und wurde in zwei Radständen als 380 SE und als 380 SEL angeboten.

Gleich zu Anfang wurden zwar wieder die bei Daimler-Benz umfangreichen Optionen und Aufpreislisten geboten, aber der neue Wagen hatte einige Extras nun serienmäßig. Herausstechend und markant für die Führungsrolle in der Sicherheit war erstmals die serienmäßige Verwendung des Antiblockiersystems.

Mit all diesen Eigenschaften, in Verbindung mit einer schwachen Konkurrenz im Sektor der Oberklassewagen, baute Daimler-Benz die bis heute absatzstärksten Luxusfahrzeuge aller Zeiten. Über 892.000 Fahrzeuge der S-Klasse des Typs W126 verließen die Fertigung in Sindelfingen, darunter mehr als 74.000 Coupés.

USA-Versionen, Diesel

Fahrzeuge, die in die USA gingen, erhielten Motoren mit niedrigerer Verdichtung aufgrund des in den USA oftmals verkauften niederoktanigen Kraftstoffs. Zugleich wurde die schon im Vorgänger begonnene Variante mit einem Fünfzylinder-Turbodiesel des Baumusters OM 617 unter der Typenbezeichnung 300 SD in den USA und Japan angeboten. Kalifornien hatte in der Zwischenzeit mit scharfen Abgas-Vorschriften und einem künftig wirksamen "Flottenverbrauch" gedroht. Auch mit "nur" 122 PS lässt sich eine S-Klasse W126 kommod bewegen, zumal bei den in den USA vorherrschenden Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Coupé

Ab dem Herbst 1981 gab es auch das Coupé, mit den zwei Motorisierungsvarianten als V8, den 380 SEC und den 500 SEC. Sechszylinder-Coupés sollte es auf lange Jahre in der S-Klasse nicht mehr geben.

Markant für die Coupés war der Einbau neuentwickelter sogenannter "Gurtanreicher" mit Elektromotoren. Mit ihnen wurde erreicht, nicht noch mühsam zur weiter hinten liegenden B-Säule langen zu müssen, nur um sich ordnungsgemäß anschnallen zu können.

Modellpflege, Serie Zwei

Im Herbst 1985 wurde eine große Modellpflege (MOPF) vollzogen. Wesentliche Änderung war das optisch das Glätten der zuvor geriffelten Planken, bei den Alurädern der Entfall der sogenanten "Barockfelgen" zugunsten der nunmehr recht bald spöttisch sogenannten, jedoch formschönen glatten "Gullifelgen", und im Inneren der Motoren die durchgehende Vewendung oder Vorbereitung des Einsatzes von Katalysatoren. Der recht aufwendige "Schellenbaum"-Sechszylindermotor M110 mit den doppelten Nockenwellen entfiel. Einzug hielt der Reihensechszylinder-Motorentyp M103 mit einer obenliegenden Nockenwelle in den zwei Hubraumvarianten mit 2,6 Liter und 3,0 Liter. Dementsprechend wurden die Fahrzeuge 260 SE, 300 SE und 300 SEL benannt - wie zuvor war die schwächste (Benziner-) Variante nicht in der Langversion zu haben.

Die Achtzylinder wurden leistungsgesteigert und zugleich brennraum-optimiert und ihre Einspritzsysteme umfangreich überarbeitet. Der vorige 3,8-Liter-Motor M116 erstarkte mit 4,2 Litern Hubraum und wurde nun unter den Typen 420 SE, 420 SEL und 420 SEC verkauft. Es gab in kurzer Folge gleich zwei Varianten des 4,2 Liter-Motors: man variierte das Bohrungs-Hub-Verhältnis. Die drei 500er Modelle behielten ihre Typenbezeichnungen, jedoch wurde der Fünfliter-Motor M117 einer umfangreichen Revision unterzogen und erstarkte merklich von 245 auf 252 PS bei gesunkenem Spritverbrauch.

Obenauf erschien als Spitzenmodell ein noch größerer Achtzylinder mit nunmehr 5,6 Liter Hubraum, der in der Katalysator-freien Version glatte 300 PS mobilisierte. Er wurde in Europa nur als Coupé und als lange Limousine angeboten; seine Verkaufsbezeichnungen waren 560 SEC und 560 SEL. Später wurden jedoch auch 1252 "kurze" 560er Limousinen als 560 SE gebaut.

Die USA-Varianten waren wie zuvor durch geringere Leistung aufgrund niedrigerer Verdichtung zugunsten der problemarmen Vewendbarkeit schlechteren Sprits charakterisiert. Teils wurde der Typ 500 nicht mehr angeboten; die US-Modelle des 560 mussten sich mit 231 PS bescheiden. Auch der Diesel änderte sich: der im Mittelklassetyp erschienene Dreiliter-Sechszylinder OM 603 wurde im W 126 mit Abgasturbolader verbaut und ließ den Wagen von 122 auf 147 PS erstarken. Dieser Wagen war zugleich der allererste Diesel-PKW, der einen serienmäßigen Partikelfilter trug, eine Auswirkung der kalifornischen Gesetzgebung. Weil aber Daimler-Benz mit Garantie- und Wartungsarbeiten zum Partikelfilter unangenehm überrascht wurde, blieb diese Variante nur bis 1987 im Angebot und entfiel dann. In den Jahren 1990 und 1991 wurde zuletzt noch eine hubraum-vergrößerte Version mit den Verkaufsbezeichnungen 350 SD und 350 SDL angeboten, deren Leistung auf 136 PS leicht reduziert war.

Wie praktisch in jedem Jahr wurde auch die S-Klasse stetig weiter entwickelt. Markante Punkte waren Veränderungen in den Ausstattungspaketen wie das Angebot zu Raffleder-Innenausstattungen.

Kosten, Preise und Werte

Die Preise der Fahrzeuge begannen bei den 280er Sechszylindern unter 70.000 DM im Jahre 1979 und endeten mit den großen 560er Coupes 1991 bei über 130.000 DM. Problemlos konnte man jedoch durch Optionen und Sonderausstattungen noch hoch fünfstellige Summen mehr bezahlen.

Dennoch darf man der S-Klasse bescheinigen, unter bestimmten Blickwinkeln ein wirtschaftliches Auto zu sein: durch den vergleichsweise niedrigen Spritverbrauch, die relativ beherrschbarem Wartungskosten und durch die hohe Qualität und Sicherheit wurde dem Kunden ein sehr hoher Gegenwert geboten. Insbesondere in der Jetztzeit verdient ein anderer Aspekt Beachtung: als sogenannter "Youngtimer" in der Übergangsphase zum Historischen Kraftfahrzeug spielt eine immer größere Rolle, dass zum Einen das Design der W126er Reihe neahezu zeitlos schön ist, und dass zum Anderen, mit wenigen Ausnahmen, praktisch alles Wichtige zur Weiternutzung einer S-Klasse beschaffbar ist - ganz im Gegensatz zu etlichen Wettbewerbern, die ehedem auch mal sehr gute Autos bauten (Opel Diplomat, Jaguar XS), an denen aber heute angesichts teilweise aussichtsloser Ersatzteilbeschaffung kaum noch ein Interesse herrscht - ganz im Gegensatz zum W 126, dessen Preise seit wenigen Jahren munter steigen, insoweit es sich um gepflegte, durchreparierte und/oder mit niedrigen Kilometerleistungen überzeugende Fahrzeuge handelt.

In Kenntnis der relativ überschaubaren, wenigen Schwächen der Serie (Heckscheibenrahmen, Wagenheberaufnahmen, wärmekranke Motorsteuerungen der jüngeren V8-Modelle, Schwierigkeiten bei der Teileversorgung zur Hydropneumatischen Federung) ist es auch momentan noch (Stand 2012) mit einigem Suchen möglich, sich seinen bezahlbaren Traum von einem der besten jemals gebauten PKW zu erfüllen.

Insbesondere ist der Unterhalt eines schönen S-Klasse-Benz beherrschbar, wenn man einige kleinere Reparaturen selbst erledigen kann oder mit Hilfe von Bekannten der "Szene" zu organsieren schafft, und wenn man das Fahrzeug als Oldtimer oder Youngtimer versichern kann (Zustandsnote drei oder besser, anderes Alltags-Fahrzeug), und oder wenn man sich bei den Treibstoffen "alternativ" orientiert (Umbau auf LPG-Flüssiggas bei Benzinern, oder der Einsatz serienmäßiger oder nachträglich eingebauter Dieselmotoren).

Werthaltiges aus anderer Betrachtung

Ein besonderes Wort hier zum Abschluss: Der Verfasser dieses Artikels, selbst erst seit kurzer Zeit (März 2012) mit einem 126er Benz befasst, ist erstaunt, positiv erstaunt über die Hilfsbreitschaft und Sachkunde, die sich speziell bei den im Web forums-aktiven Kollegen findet. Er hat schon viel gesehen in der Oldtimerei und in anderen Hobbys mit Webkontakten, aber dieses Maß an Empathie und Hilfsbereitschaft, wie man sich im "Gelben Forum" umeinander und um die Fahrzeuge kümmert, scheint außergewöhnlich.

Klar ist, dass ein Fahrzeug der Luxus- oder Oberklasse niemals ein absolutes Sparobjekt sein kann. Den Yugo oder den Golf II kann man mit einem S-Benz nicht unterbieten in den Kosten. Aber ein S-Klasse-Benz der Serie 126 bietet hohen Wert, in vielerlei Beziehung, bei meist durchaus beherrschbarer Kostenlage.

Ein kluger Mann sagte mal sinngemäß, dass es in diesen modernen und schnellebigen Zeiten leider viele Menschen gebe, die "von allem den Preis, von nichts aber den Wert" kennen.

Dieses ist im 126er Forum gut zu betrachten: im exakten Gegenteil. Die Jungs schätzen Werte, nicht nur den in Metall gepressten und gegossenen Wert. Auch im Miteinander. Sie kennen sich auch persönlich zu Teilen, sie schätzen einander, sie halten zusammen, sie machen etwas zusammen - und sie helfen sich gegenseitig. Zu Teilen klar (und m.E. lobenswert) gegen den Trend der geizgeilen und schnellebigen Zeit. Das scheint in dieser Tiefe und Ausprägung in der Oldtimer-Szene einzigartig zu sein.