Leerlaufsteller, erhöhte Leerlaufdrehzahl/ Vorspannung
Inhaltsverzeichnis
Symptom
Bei warmem Motor und normalen Außentemperaturen sollten die V8-Modelle eine Leerlaufdrehzahl von 600-750 U/min aufweisen, bei eingelegter Fahrstufe etwas weniger. Es gibt einige mögliche Ursachen für eine erhöhte Leerlaufdrehzahl, wie etwa ein nicht freigängiges Gasgestänge, falsch eingestelltes Gemisch oder Defekte von Bauteilen der KE (Poti, Drosselklappenschalter). Sollte die Leerlaufdrehzahl nach Prüfung und Beseitigung aller anderen Fehlerquellen immer noch zu hoch sein, muss die Vorspannung des Leerlaufstellers erhöht werden.
Übersicht
Kurzbeschreibung | Dieser Artikel beschreibt die Veränderung der Vorspannung des Leerlaufstellers zur Senkung der Leerlaufdrehzahl. | |||
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert! | ||||
Schwierigkeitsgrad | einfach | mittel | schwer | Dauer |
Hilfsperson | keine | Erleichterung | unbedingt erforderlich | 20 Minuten |
Ressourcen | Standardwerkzeuge | Sonderwerkzeuge | ||
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Sicherheit
Keine besonderen Sicherheitsaspekte. Der Leerlaufsteller kann bei zu starker Bearbeitung dauerhaft geschädigt werden.
Arbeitsfolge
- Luftfiltergehäuse abbauen: zwei Muttern SW10 abschrauben, Schlauchverbindungen lösen, Gehäuse abziehen.
- Mutter der Schelle zur Befestigung des Leerlaufstellers am Saugrohr (roter Kreis) abschrauben, Stecker (grüner Pfeil) abziehen, Leerlaufsteller aus den Gummischläuchen nach vorne/seitlich herausziehen (orangefarbenes Oval). ACHTUNG: Röhrchen vom Bypass (grünes Rechteck) beim Zusammenbau wieder korrekt einsetzen, sonst wird an dieser Stelle Falschluft gezogen.
- Am ausgebauten Leerlaufsteller die Verschlusskappe (nicht abgebildet, verdeckt das im roten Kreis sichtbare Gewinde) entfernen.
- Geeignete Schraube mit Unterlegscheibe in das Gewinde eindrehen.
- Vorsichtig (!) mit einem Schlitzschraubendreher das Innenleben des Leerlaufsteller etwas herausdrücken/-hebeln, ca. 0,5-1 mm.
- Eine Alternative hierzu:
- Eine geeignete Schraube mit Kontermutter in das Gewinde hineindrehen.
- Nun ist es möglich, durch Festhalten der Schraube (mittels Gabelschlüssel SW8) mit der Kontermutter die Vorspannung wesentlich exakter zu regulieren.
- Leerlaufsteller einbauen und Leerlaufdrehzahl prüfen, ggf. weiter vorspannen.
Fremdfabrikat Löwe
Ist der originale LLS derart defekt, daß er nicht mehr eingestellt werden kann, lohnt es sich, beim Neukauf über einen LLS der Marke Löwe aus dem Zubehör nachzudenken. Grund: Dieser LLS ist wesentlich günstiger zu haben als das Original vom Benz-Tresen.
Allerdings muss dieser LLS ebenfalls einjustiert werden, auch wenn er neu ist.
Der Löwe-LLS besitzt eine Sicherungs-Madenschraube, die mit gelbem Siegellack fixiert wird. Letzteren gilt es zu entfernen, um den Schlitz der Madenschraube freizulegen.
Danach die Madenschraube durch geschicktes Hinundherdrehen beweglich machen, so dass die Madenschraube zum Schluss entfernt werden kann. Die nun freigelegte Messinghülse mit metrischem Innengewinde schließt bündig mit dem Oberrand des Aludruckgußgehäuses ab.
In die freigelegte Messinghülse kann nun die bereits alternativ erwähnte Schlosschraube eingesetzt werden. Um das Einklopfmaß zu begrenzen, wird eine Mutter als Tiefenstopp mit aufgesetzt.
Es gilt auszuprobieren, welches Tiefenmaß nun stimmt. Es ist sogar möglich, daß die Hülse aus dem Aludruckgußgehäuse herausragen muss um die erforderliche Drehzahl am Motor zu erreichen. Damit Letzteres gelingt, müssen zwei unterschiedlich weite Unterlegscheiben zum Justieren mit angebracht werden.
Aus dem W126-Forum wird berichtet, daß die erforderliche Motordrehzahl dann erreicht wird, wenn die Messinghülse ca. einen Millimeter aus dem Aludruckgußgehäuse herausragt. Ob das nun immer so ist, oder es sich hier um ein Einzelergebnis handelt, bleibt erst mal abzuwarten...
Galerie
Tests und Bilder des Löwe LLS von Manfred Kaps ("der kaps") aus dem W126-Forum.
Fremdfabrikat Esen
Es gibt ein weiteres Aftermarket Produkt, es ist der Polnische Ersatzteilhersteller ESEN. Die dort angebotene Leerlaufsteller findet man im Netz unter 08SKV241. Erste Berichte aus dem W126 Forum nach, ist es ein sehr solides Produkt zum fairen Preis.
Einstellwert messen
Wird der Leerlaufsteller manipuliert um eine geeignete Leerlaufdrehzahl zu bekommen, dabei ist es vollkommen irrelevant ob original oder ein Fremdfabrikat, kann (sollte) man die erzielte Ergebnisse auch nachmessen. Gemessen wird direkt am Leerlaufsteller mit einem Multimeter mit "Duty Cicle" im Wahlprogramm. Es ist nur auf die Polung zu achten; zeigt das Multimeter im Leerlauf irgendwas zwischen 30% und 40% an, muß die Polung gewechselt werden.
- Das Leerlaufsteuergerät steuert den Leerlaufsteller mit einem PWM Signal an.
- Zumindest beim 560er ist die Ansteuerungsbandbreite zwischen 40% und 70% (Duty Cycle / Tastverhältnis), es ist anzunehmen, daß die Ansteuerungsbandbreite auch bei den anderen Motorisierungen identisch ist.
- Primärer Regelbereich liegt zwischen 60% und 70% (das entspricht etwa 1.100 U/Min bis runter zu 550 U/Min)
- Der LLS ist, nach den vorliegenden Erfahrungswerte, wohl am besten eingestellt, wenn die Leerlaufdrehzahl von 650 U/Min mit etwa 67% Tastverhältnis deckungsgleich ist.
- Liegt der Wert deutlich darunter (< 66%), ist die Vorspannung der Feder zu niedrig. Das kann zu unruhigem/sägendem Leerlauf führen oder dazu, daß der Motor bei einem kurzen Gasstoß unter Last abstirbt.
- Liegt der Wert darüber (> 68%), sollte die Feder durch herausziehen der Hülse noch etwas entspannt werden. Ansonsten kann es sein, daß z.B. die abgesenkte Leerlaufdrehzahl bei eingelegter Fahrstufe nicht mehr erreicht wird.
- Habe ich einen guten Leerlaufdrehzahl, aber ein Duty Cycle Ergebnis von 70% oder mehr, arbeitet das Leerlaufsteuergerät an seiner Leistungsgrenze, eine Auswechslung selbiger sollte in Erwägung gezogen werden.
PWM Signal = PulsWeitenModulation.
Die PWM ist eine digitale Modulationsart, bei der eine elektrische Spannung zwischen zwei Werten wechselt. Dabei wird bei konstanter Frequenz ein Rechteckimpuls moduliert, dessen Weite, Breite bzw. Länge variiert. Das Verhältnis zwischen Impuls und Pause ist das sgn. Tastverhältnis.
Das modulierte Signal hat also eine feste Amplitude. Dafür ist die Impulsdauer abhängig von der Amplitude des Informationssignals. Je positiver das Informationssignal, desto länger dauert der Impuls. Je negativer das Informationssignal, desto kürzer ist der Impuls. Dieses Rechtecksignal läßt sich mit einem Oszilloskop sichtbar machen.