Hydroelement ersetzen: Unterschied zwischen den Versionen

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*Prüflehre (117 589 06 23 00)  
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Version vom 13. April 2017, 21:15 Uhr


Symptom

Irgendwann trifft es einen: man lässt den Motor an und: Tack, tack, tack.
Verschwindet es nach ein paar Sekunden, braucht man sich (noch) keine Sorgen zu machen, bekommt man das Tackern irgendwann nicht mehr richtig los, wird es höchste Zeit!
Die Nocken der Nockenwelle schlagen die darunterliegenden Kipphebel, weil das Hydroelement, daß für Ausgleich sorgen soll, nicht mehr richtig funktioniert. Die Nocken der Nockenwelle und/oder die Kipphebel können auf Dauer beschädigt werden.

Das Hydroelement ist ein mit Motoröl gefüllter ‚Puffer’ der dafür sorgt, daß der Kipphebel immer an die Nocke der Welle gehalten wird. Ist das Hydroelement verschlissen, oft auch nur verdreckt, kann es den in selbiger vorhandenen Öldruck nicht richtig halten mit der Folge, daß Kipphebel und Nocke Spiel bekommen. Dieses Spiel macht sich durch ‚Tackern’ bemerkbar und wird über kurz oder lang die Nockenwelle und zugehörigen Kipphebel auf unbrauchbar beschädigen.
Dieser Artikel beschreibt das Auswechseln eines Hydroelementes und die Richtigstellung der Grundeinstellung des hydraulischen Ventilspiels.

Übersicht

Kurzbeschreibung Dieser Artikel beschreibt die Erneuerung der Hydroelemente am Motor M117 / M116.
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert!
Schwierigkeitsgrad einfach mittel schwer Dauer
Hilfsperson keine Erleichterung unbedingt erforderlich ca. 2 Stunden
Ressourcen Standardwerkzeuge Sonderwerkzeuge
  • Hydroelement (A 116 050 04 80)
  • Steckschlüssel/Ratsche
  • Langnuß SW 24
  • Drehmomentschlüssel
  • Ventilhebeldrücker (123 589 03 61 00)
  • Prüflehre (117 589 06 23 00)
  • Digitaler Schieblehre

Die Sonderwerkzeuge

  • Ventilhebeldrücker (123 589 03 61 00)

Hebeldrucker.jpg

  • Prüflehre (117 589 06 23 00)

Datei:Bild.jpg


Lösung des Problems:

Das defekte Hydroelement muss auf jeden Fall ausfindig gemacht und ausgebaut werden.
Danach hat man die Wahl:
1.) Hydroelement ersetzen.
2.) Hydroelement öffnen und reinigen; hierzu bitte diesen Artikel lesen.
3.) Hydroelement ‚auspressen’

Das Auspressen eines Hydroelementes ist einfach, verspricht aber nicht immer den gewünschten Erfolg. Das ausgebaute Hydroelement wird, mit der Ölbohrung nach unten, in einen Schraubstock gespannt; der Schraubstock ganz ruhig und langsam zugedreht, so, daß das vorhandene Öl im Hydroelement Zeit hat, durch die Ölbohrung zu entweichen.
Einmal leer kann man das Hydroelement von Hand herunter drücken, die eingebaute Feder bringt es wieder nach oben. Nun in Diesel einlegen, von Hand ein paar mal pumpen und über Nacht in Diesel liegen lassen. Am nächsten Tag Hydroelement noch einmal auspressen. Wenn man Glück hat, haben sich Ölreste im Hydroelement soweit gelöst und ausgewaschen, daß sie nun kein Problem bezüglich der Funktionalität mehr darstellen.
Wie gesagt, ein bißchen Glück braucht man bei dieser Methode schon...

Suchen:

Wie ein defektes Hydroelement ausfindig machen? Hier gibt es verschiedene Ansätze:
Bei Dauertickern: Motor im Leerlauf laufen lassen, nacheinander einen Zündkerzenstecker von der Zündkerze abziehen. Hört das Tackern auf, hat man zumindest den richtigen Zylinder, da bleiben dann nur noch 2 Hydroelemente (Einlaß und Auslaß) die in Frage kommen können.

Andere Möglichkeit: (Kalter) Motor aufmachen (Zylinderkopfhauben entfernen) und zunächst dort, wo die Nocken der Nockenwelle einigermaßen nach oben zeigen, die Kipphebel anfassen und kontrollieren ob man sie von Hand bewegen kann, ist dies der Fall, ist dieses Hydroelement auch ein heißer Kandidat. Motor mit dem Anlasser (Kurzer, schneller Dreh mit dem Zündschlüssel) verdrehen, daß am Ende alle Kipphebel auf Spiel geprüft werden können (Nocken nach oben). Vorher KPR abziehen, damit der Motor (die Brennräume) nicht mit Benzin geflutet werden!

Letzte, mir bekannte, Möglichkeit: Ist der Kipphebel bereits ausgebaut (kalter Motor), mit einem Hammerstil versuchen das entsprechende Hydroelement nach unten zu drücken (man sollte sich einen Moment lang mit vollem Gewicht drauf lehnen und ausharren.) Diese Methode klappt eigentlich nur dann, wenn das Hydroelement so richtig platt ist und nahezu kein Öl mehr in sich halten kann.

Vorbereitung:

Motorhaube senkrecht stellen.
Zündverteiler, Zündkabel ausbauen.
Entsprechende Zylinderkopfhaube links und/oder rechts abbauen (3Nm).
KPR (Kraftstoff-Pumpen-Relais) abziehen.

Ausbau:

Dort wo das Hydroelement ausgebaut werden soll, zusehen, daß die Nocke der Nockenwelle nach oben zeigt. Zündschlüssel kurz drehen damit der Anlasser den Motor ein Stückchen verdreht.
Hier ist eine zweite Person hilfreich...
Mit dem Ventilhebeldrücker die Ventilfeder nach unten drücken und Kipphebel herausnehmen. Kipphebel an der gleichen Stelle, wo sie entnommen wurde, wieder einbauen!
Nun mit einer Ratsche, Verlängerung und Langnuß (sw 24) das Hydroelement ausschrauben und neues Element einschrauben.
Das WIS schreibt vor, daß das Hydroelement mit 60Nm angezogen werden soll; im Alltag scheint aber zwischen 40 und 50Nm durchaus auch ausreichend zu sein.
Wird ein neues Hydroelement eingesetzt, muß eine entsprechende Grundeinstellung vorgenommen werden!
Wurde das Hydroelement lediglich ‚gepresst’ oder gereinigt, dann einfach alles wieder zusammenbauen, eine neue Grundeinstellung ist dann nicht erforderlich.

Grundeinstellung

An der Grundeinstellung hängt das Hydroelement, der Kipphebel und ein Druckstück, das im Teller der Ventilfeder liegt. Diese Druckstücke gibt es in verschiedenen Stärken.
Im Einzelnen:

Stärke in mmTeil-Nr.:
3,7117 053 00 53
4,05117 053 01 53
4,4117 053 02 53
4,75117 053 03 53
5,1117 053 04 53
5,45117 053 05 53
5,8117 053 06 53
6,15117 053 07 53


Die Grundeinstellung wird mit einer Prüflehre (117 589 06 23 00) durchgeführt. Theoretisch kann man diese Prüflehre auch selber anfertigen; eine Bauzeichnung gibt es hier.

Hat man das neue Hydroelement und Kipphebel eingebaut, gibt es zum Prüfen zwei Möglichkeiten:
Die offizielle ist, Motor mit dem Starter 20 bis 30 Sekunden drehen lassen, damit das Hydroelement sich mit Öl füllen kann und auf Spannung kommt.
Die andere Möglichkeit ist, den Motor nicht laufen zu lassen um nur den Federdruck des Hydroelements zum Messen zu nützen, hat den Vorteil, daß die Messung mit beliebig unterschiedlichen Druckstücken beliebig oft wiederholt werden kann, da nur die Feder (ohne Öldruck) die Beweglichkeit des Hydroelement weiterhin gewährleistet und sich so dem entsprechenden Druckstück anpaßt.

Wie auch immer: die Prüflehre wird zum Messen über das Hydroelement samt Kipphebel gesteckt; für die Zugänglichkeit und Prüfgenauigkeit sollte die entsprechende Nocke nach oben zeigen.

Die Meßnut der Prüflehre sollte, wenn alles richtig ist, beim Messen exakt auf Linie liegen (0 Stellung). Ist dies der Fall, kann das vorhandene Druckstück drin bleiben.

Sackt der Stift der Prüflehre nach unten (Plusabweichung) sollte ein dünneres Druckstück als bereits vorhanden verbaut werden, zeigt der Stift weiter raus (Minusabweichung) sollte ein dickeres Druckstück verbaut werden. Wie weit der Stift der Prüflehre von der ‚0’ abweicht, sollte mit einer digitalen Schieblehre ermittelt werden.

Um annähernd und auf Anhieb nach der ersten Messung das richtige Druckstück zu bekommen, kann man eine Rechenformel benutzen:
Gemessene Abweichung geteilt durch 2,3 (Das Kipphebelverhältnis vom Hydroelement zur Ventilfeder mit der Nocke als 'Achse' beträgt 2,3 zu 1; daher die Nenngröße 2,3). Dieses Ergebnis vom Maß des vorhandenen (bereits verbauten) Druckstück abziehen, ergibt das Maß des Druckstückes, was nun neu eingesetzt werden soll.

Hier zwei reale Beispiele:
1.) Verbautes Druckstück: 5,45. Dieses Druckstück ergab eine Plusabweichung von 2,59.
2,59 : 2,3 = 1,12609
Verbautes Druckstück 5,45 abzüglich 1,12609 = 4,32391 das entspricht einem neu zu verbauenden Druckstück von 4,40

2.) Verbautes Druckstück: 5,10. Dieses Druckstück ergab eine Minusabweichung von -0,77.
-0,77 : 2,3 = -0,33478
Verbautes Druckstück 5,10 abzüglich -0,33478 = 5,43478 das entspricht einem neu zu verbauenden Druckstück von 5,45

Am Ende muß aber dennoch alles zusammengebaut werden, um den Motor laufen lassen zu können; ist alles richtig und der Motor hat weder eine Geräuschbeanstandung (Klappern) noch einen unruhigen Lauf (Motorschütteln) ist wohl alles gut gelaufen.

Wenn nicht, und es gibt weiterhin eine Geräuschbeanstandung (Tickern), dann ist entweder ein weiteres Hydroelement betroffen, oder das behandelte Hydroelement hat ein zu dünnes Druckstück bekommen. Die Messung sollte wiederholt werden...

Wenn nicht, und es gibt einen unruhigen Motorlauf (Motorschütteln) dann ist ein zu dickes Druckstück verbaut worden und der Ventiltrieb gestört (das Ventil schließt nicht mehr richtig). Es muß ein dünneres Druckstück verbaut werden, die Messung sollte wiederholt werden.

Ergänzende Hinweise

  • Beschreibung und Bilder von Conrad Beck ("Conny").