Wartung und Systemprüfung: Unterschied zwischen den Versionen
W126 (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „=Übersicht= {| cellspacing="0" cellpadding="5" rules="none" |- |style="background-color:#B8CCE4;font-weight:bold;border-top: 2pt solid;border-left: 2pt soli…“) |
|||
Zeile 22: | Zeile 22: | ||
|style="border-top: 2pt solid;border-right: 2pt solid;border-color:#104E8B;height:20pt" colspan="2" width="33.3%" align="center"|Standardwerkzeuge | |style="border-top: 2pt solid;border-right: 2pt solid;border-color:#104E8B;height:20pt" colspan="2" width="33.3%" align="center"|Standardwerkzeuge | ||
|style="border-top: 2pt solid;border-right: 2pt solid;border-color:#104E8B;height:20pt" colspan="1" width="33.3%" align="center"|Sonderwerkzeuge | |style="border-top: 2pt solid;border-right: 2pt solid;border-color:#104E8B;height:20pt" colspan="1" width="33.3%" align="center"|Sonderwerkzeuge | ||
− | |||
|- style="font-size:10pt" valign="top" | |- style="font-size:10pt" valign="top" | ||
|style="border-left: 2pt solid;border-right: 2pt solid;border-bottom: 2pt solid;border-color:#104E8B" colspan="2" | | |style="border-left: 2pt solid;border-right: 2pt solid;border-bottom: 2pt solid;border-color:#104E8B" colspan="2" | | ||
Zeile 28: | Zeile 27: | ||
*Lappen | *Lappen | ||
*Auffanggefäß | *Auffanggefäß | ||
− | *6 Liter HPF-ÖL, entweder Mercedes oder | + | *6 Liter HPF-ÖL, entweder Mercedes oder febi 02615, ca. 8€ |
− | *Transparenter Schlauch, | + | *Transparenter Schlauch, 8 mm |
*Trichter | *Trichter | ||
*Filterpatrone Druckregler (Mercedes oder Mann H53/3) | *Filterpatrone Druckregler (Mercedes oder Mann H53/3) | ||
Zeile 36: | Zeile 35: | ||
*Inbusschlüssel SW5 | *Inbusschlüssel SW5 | ||
*Bremsleitungsschlüssel SW11 | *Bremsleitungsschlüssel SW11 | ||
− | Seegeringzange |style="border-right: 2pt solid;border-bottom: 2pt solid;border-color:#104E8B" colspan="1" | | + | *Seegeringzange |
+ | |style="border-right: 2pt solid;border-bottom: 2pt solid;border-color:#104E8B" colspan="1" | | ||
*Ggf. Drehmomentschlüssel | *Ggf. Drehmomentschlüssel | ||
|} | |} | ||
+ | |||
+ | |||
=Sicherheit= | =Sicherheit= | ||
keine besonderen Gefahrenquellen. | keine besonderen Gefahrenquellen. | ||
+ | |||
+ | |||
=Einleitung= | =Einleitung= | ||
− | Die hydropneumatische Federung von Mercedes bietet einen hervorragenden Federungskomfort, welcher sich vor allem auf der Autobahn auch bei hohen Geschwindigkeiten bemerkbar macht. Ähnlich dem System von Citroen entfallen auch hier herkömmliche Stahlfedern und Stoßdämpfer. Unabhängig von der Beladung wird das Niveau an Vorder- und Hinterachse konstant gehalten. Über einen Zugschalter lässt sich das Fahrzeugniveau um 35mm anheben, z.B. bei besonders schlechten Straßen. | + | Die hydropneumatische Federung von Mercedes-Benz bietet einen hervorragenden Federungskomfort, welcher sich vor allem auf der Autobahn auch bei hohen Geschwindigkeiten bemerkbar macht. Ähnlich dem System von Citroen entfallen auch hier herkömmliche Stahlfedern und Stoßdämpfer. Unabhängig von der Beladung wird das Niveau an Vorder- und Hinterachse konstant gehalten. Über einen Zugschalter lässt sich das Fahrzeugniveau um 35mm anheben, z.B. bei besonders schlechten Straßen. |
+ | |||
In der Version ab 1985 kommen neben diesen Vorteilen noch einige Erweiterungen zum Einsatz. Ab 120 km/h senkt sich das Fahrwerk um 24mm, um Straßenlage und Aerodynamik zu verbessern. Ab einer bestimmten Querbeschleunigung (oder auf Knopfdruck) wird die Dämpferverstellung auf hart gestellt. | In der Version ab 1985 kommen neben diesen Vorteilen noch einige Erweiterungen zum Einsatz. Ab 120 km/h senkt sich das Fahrwerk um 24mm, um Straßenlage und Aerodynamik zu verbessern. Ab einer bestimmten Querbeschleunigung (oder auf Knopfdruck) wird die Dämpferverstellung auf hart gestellt. | ||
− | Über das System kursieren viele Vorurteile: Keine Werkstatt kennt sich damit aus, Ersatzteile sehr teuer oder nicht mehr lieferbar, fehleranfällig etc. Tatsächlich gibt es kaum Sachverstand zum System, das notwendige Werkzeug hat in seltenen Fällen eine Niederlassung und vieles ist teuer oder nicht mehr verfügbar. Ich fahre seit | + | |
+ | Über das System kursieren viele Vorurteile: Keine Werkstatt kennt sich damit aus, Ersatzteile sehr teuer oder nicht mehr lieferbar, fehleranfällig etc. Tatsächlich gibt es kaum Sachverstand zum System, das notwendige Werkzeug hat in seltenen Fällen eine Niederlassung und vieles ist teuer oder nicht mehr verfügbar. Ich fahre seit 2007 HPF und habe im Laufe der Zeit die Augen aufgehalten und auf diese Weise eine Menge Teile im Internet für wenig Geld erstanden. Das System selbst ist bei ausreichender Wartung sehr langlebig. Bis auf die Druckölpumpe und einen Zentralspeicher hatte ich bislang keine Defekte am System. | ||
+ | |||
In der Regel sind die Systeme seit Jahren nicht gewartet worden und manche Defekte werden schon durch einen Austausch von Verschleißteilen bzw. des Hydrauliköls behoben. Vor allem anderen sollten diese Schritte abgearbeitet werden, bevor weitere Arbeiten vorgenommen werden. | In der Regel sind die Systeme seit Jahren nicht gewartet worden und manche Defekte werden schon durch einen Austausch von Verschleißteilen bzw. des Hydrauliköls behoben. Vor allem anderen sollten diese Schritte abgearbeitet werden, bevor weitere Arbeiten vorgenommen werden. | ||
+ | |||
+ | |||
=HPF-Systemprüfung und –wartung= | =HPF-Systemprüfung und –wartung= | ||
+ | |||
== Ölstand und –zustand prüfen== | == Ölstand und –zustand prüfen== | ||
+ | |||
Hier das Herzstück der HPF, Ölbehälter, Druckregler links und Verstellschalter rechts. Das ganze heißt im Mercedes-Jargon auch Ventileinheit: | Hier das Herzstück der HPF, Ölbehälter, Druckregler links und Verstellschalter rechts. Das ganze heißt im Mercedes-Jargon auch Ventileinheit: | ||
[[Datei:1 - Schemabild Motorraum.JPG |400px]] | [[Datei:1 - Schemabild Motorraum.JPG |400px]] | ||
− | Meßstab ziehen, an weißem Lappen abwischen. Neues Öl ist fast durchsichtig mit einer Konsistenz wie Wasser. Ist es verfärbt, steht ein Ölwechsel an. | + | *Meßstab ziehen, an weißem Lappen abwischen. Neues Öl ist fast durchsichtig mit einer Konsistenz wie Wasser. Ist es verfärbt, steht ein Ölwechsel an. |
+ | |||
+ | |||
==Sillikatfilter säubern== | ==Sillikatfilter säubern== | ||
Im Druckregler ist eine Drosselschraube mit Metallfilter enthalten (NML), der gereinigt werden kann. Sitzt dieser zu, baut der Druckregler zu wenig Druck auf. Bevor andere (teure) Komponenten geprüft oder gar getauscht werden, sollte als erstes der Filter geprüft werden. | Im Druckregler ist eine Drosselschraube mit Metallfilter enthalten (NML), der gereinigt werden kann. Sitzt dieser zu, baut der Druckregler zu wenig Druck auf. Bevor andere (teure) Komponenten geprüft oder gar getauscht werden, sollte als erstes der Filter geprüft werden. | ||
*Dazu die Drosselschraube ausbauen: | *Dazu die Drosselschraube ausbauen: | ||
+ | |||
[[Datei:2 - Drosselschraube.jpg |400px]] | [[Datei:2 - Drosselschraube.jpg |400px]] | ||
+ | |||
Hier die Drosselschraube: | Hier die Drosselschraube: | ||
[[Datei:3 - Drosselschraube 2.jpg |400px]] | [[Datei:3 - Drosselschraube 2.jpg |400px]] | ||
+ | |||
*Der Filter sitzt hinter der Schraube und bleibt manchmal im Druckregler stecken. Ggf. mit feinem Schraubendreher oder ähnlichem herausziehen. | *Der Filter sitzt hinter der Schraube und bleibt manchmal im Druckregler stecken. Ggf. mit feinem Schraubendreher oder ähnlichem herausziehen. | ||
+ | |||
[[Datei:4 - Silikatfilter.jpg |400px]] | [[Datei:4 - Silikatfilter.jpg |400px]] | ||
Deutlich zu sehen der Gummiabrieb aus dem System. | Deutlich zu sehen der Gummiabrieb aus dem System. | ||
− | *Filter mit Bremsenreiniger oder Druckluft reinigen | + | *Filter mit Bremsenreiniger oder Druckluft reinigen. |
*Filter mit Drosselschraube einsetzen und anziehen (kein Drehmoment im WIS angegeben). | *Filter mit Drosselschraube einsetzen und anziehen (kein Drehmoment im WIS angegeben). | ||
*Motor starten | *Motor starten | ||
*Drosselschraube auf Dichtigkeit prüfen | *Drosselschraube auf Dichtigkeit prüfen | ||
+ | |||
+ | |||
==Ölwechsel== | ==Ölwechsel== | ||
− | Leider ist im WIS kein Ölwechsel vorgesehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Öl abzulassen. Ich musste es bislang noch nicht durchführen, da das Öl bei Kauf des Wagens in gutem Zustand war und durch zahlreiche Arbeiten am System zwangsläufig so viel Öl ersetzt werden musste, dass ein weiterer Ölwechsel nicht notwendig war. Im WIS ist beschrieben, wie die Pumpe entlüftet werden kann. Diese Vorgehensweise würde ich zum Ölwechsel benutzen. | + | |
+ | Leider ist im [[WIS]] kein Ölwechsel vorgesehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Öl abzulassen. Ich musste es bislang noch nicht durchführen, da das Öl bei Kauf des Wagens in gutem Zustand war und durch zahlreiche Arbeiten am System zwangsläufig so viel Öl ersetzt werden musste, dass ein weiterer Ölwechsel nicht notwendig war. Im [[WIS]] ist beschrieben, wie die Pumpe entlüftet werden kann. Diese Vorgehensweise würde ich zum Ölwechsel benutzen. | ||
Am Druckregler ist der Druckschlauch der Pumpe angeschlossen, rotes Viereck: | Am Druckregler ist der Druckschlauch der Pumpe angeschlossen, rotes Viereck: | ||
[[Datei:5 - Anschluß Druckschlauch.jpg |400px]] | [[Datei:5 - Anschluß Druckschlauch.jpg |400px]] | ||
− | *Druckschlauch lösen | + | |
− | *Auf Druckschlauch einen durchsichtigen Schlauch zur Verlängerung aufstecken | + | |
− | *Schlauch in Auffanggefäß, am besten mit Maßangaben | + | *Druckschlauch lösen. |
− | *Ölmeßstab entfernen, Trichter aufstecken | + | *Auf Druckschlauch einen durchsichtigen Schlauch zur Verlängerung aufstecken. |
− | *Motor starten, im Leerlauf laufen lassen | + | *Schlauch in Auffanggefäß, am besten mit Maßangaben. |
− | *Parallel Öl in Trichter nachfüllen, je nach Größe des Auffanggefäßes den Vorgang unterbrechen und wiederholen | + | *Ölmeßstab entfernen, Trichter aufstecken. |
+ | *Motor starten, im Leerlauf laufen lassen. | ||
+ | *Parallel Öl in Trichter nachfüllen, je nach Größe des Auffanggefäßes den Vorgang unterbrechen und wiederholen. | ||
*Im System sind insg. 5,7 Liter Öl enthalten. Im Leerlauf, d.h. ohne Fahrwerksbewegung, werden sicher nicht alle Ölleitungen durchspült. Aber ein großer Teil der Verschmutzung im Kreislauf wird dadurch eliminiert. Daher Vorgang beenden, wenn klares Öl austritt. Dies kann möglicherweise auch schon deutlich unter 5 Litern der Fall sein. | *Im System sind insg. 5,7 Liter Öl enthalten. Im Leerlauf, d.h. ohne Fahrwerksbewegung, werden sicher nicht alle Ölleitungen durchspült. Aber ein großer Teil der Verschmutzung im Kreislauf wird dadurch eliminiert. Daher Vorgang beenden, wenn klares Öl austritt. Dies kann möglicherweise auch schon deutlich unter 5 Litern der Fall sein. | ||
− | *Druckschlauch am Druckregler anschließen (30 | + | *Druckschlauch am Druckregler anschließen (30 Nm). |
− | *Ölstand korrigieren | + | *Ölstand korrigieren. |
+ | |||
+ | |||
==Filterwechsel== | ==Filterwechsel== | ||
− | Im WIS wird die Filterpatrone zwar auf Bildern gezeigt, aber weder dort noch in den Serviceinformationen wird auf die Notwendigkeit eines Wechsels hingewiesen. Bei meinem Fahrzeug war auch dieser Filter völlig schwarz und offensichtlich bis 200.000 | + | |
+ | Im [[WIS]] wird die Filterpatrone zwar auf Bildern gezeigt, aber weder dort noch in den Serviceinformationen wird auf die Notwendigkeit eines Wechsels hingewiesen. Bei meinem Fahrzeug war auch dieser Filter völlig schwarz und offensichtlich bis 200.000 km noch nicht gewechselt worden. | ||
[[Datei:6 - Verstellzug.jpg |400px]] | [[Datei:6 - Verstellzug.jpg |400px]] | ||
− | *Druckschlauch abschließen | + | |
− | * | + | |
+ | *Druckschlauch abschließen. | ||
+ | *Seegering am Verstellzug abnehmen, Verstellzug aushaken. | ||
*Verstellscheibe von gezeigter Stellung N (Normal) auf M (Montage), dazu ganz nach rechts bis zum Anschlag schieben. Damit ist die Ventileinheit drucklos. Verstellschalter wieder auf N. | *Verstellscheibe von gezeigter Stellung N (Normal) auf M (Montage), dazu ganz nach rechts bis zum Anschlag schieben. Damit ist die Ventileinheit drucklos. Verstellschalter wieder auf N. | ||
− | *Sämtliche Hydraulikleitungen abschließen | + | *Sämtliche Hydraulikleitungen abschließen. |
*Verstellzug von Halter abschrauben, dazu mit Inbus an gelbem Kreis gegenhalten. Verstellschalter von Druckregler abschrauben. Die Schrauben des Halters verbinden auch den Druckregler mit dem Verstellschalter. | *Verstellzug von Halter abschrauben, dazu mit Inbus an gelbem Kreis gegenhalten. Verstellschalter von Druckregler abschrauben. Die Schrauben des Halters verbinden auch den Druckregler mit dem Verstellschalter. | ||
*Die beiden Muttern am Haltering (auf dem Bild ist die sichtbare eingekreist) des Druckreglers abnehmen, Regler nach oben aus dem Behälter entnehmen. | *Die beiden Muttern am Haltering (auf dem Bild ist die sichtbare eingekreist) des Druckreglers abnehmen, Regler nach oben aus dem Behälter entnehmen. | ||
+ | |||
[[Datei:8 - Filterpatrone.jpg |400px]] | [[Datei:8 - Filterpatrone.jpg |400px]] | ||
− | *Feder nach oben drücken und drehen, dadurch wird der Filtereinsatz ausgehakt | + | |
− | *Filtereinsatz entnehmen, neuen Einsatz einbauen | + | |
+ | *Feder nach oben drücken und drehen, dadurch wird der Filtereinsatz ausgehakt. | ||
+ | *Filtereinsatz entnehmen, neuen Einsatz einbauen. | ||
+ | |||
[[Datei:7 - Filterpatrone 2.jpg |400px]] | [[Datei:7 - Filterpatrone 2.jpg |400px]] | ||
+ | |||
+ | |||
*Unter dem großen Haltering oben befindet sich ein dicker, weißer O-Ring (nicht auf dem Bild enthalten). Nur zu tauschen, wenn der O-Ring verhärtet ist. | *Unter dem großen Haltering oben befindet sich ein dicker, weißer O-Ring (nicht auf dem Bild enthalten). Nur zu tauschen, wenn der O-Ring verhärtet ist. | ||
[[Datei:9 - Filterpatrone.jpg |400px]] | [[Datei:9 - Filterpatrone.jpg |400px]] | ||
− | *Druckregler wieder in Behälter einsetzen | + | *Druckregler wieder in Behälter einsetzen. |
− | *Neuen O-Ring in Verstellschalter einsetzen | + | *Neuen O-Ring in Verstellschalter einsetzen. |
+ | |||
[[Datei:10 - Verstellschalter.jpg |400px]] | [[Datei:10 - Verstellschalter.jpg |400px]] | ||
+ | |||
Hier die Lage des O-Rings am Druckregler: | Hier die Lage des O-Rings am Druckregler: | ||
[[Datei:11 - Druckregler.jpg |400px]] | [[Datei:11 - Druckregler.jpg |400px]] | ||
− | *Verstellschalter an Druckregler montieren (7 | + | |
− | *Alle Hydraulikleitungen montieren (14 | + | |
− | *Verstellzug montieren, Verstellscheibe auf Stellung N bringen | + | *Verstellschalter an Druckregler montieren (7 Nm). |
+ | *Alle Hydraulikleitungen montieren (14 Nm). | ||
+ | *Verstellzug montieren, Verstellscheibe auf Stellung N bringen. | ||
*Motor starten, 30s laufen lassen, bis Systemdruck wieder anliegt, Leitungen auf Dichtheit prüfen. | *Motor starten, 30s laufen lassen, bis Systemdruck wieder anliegt, Leitungen auf Dichtheit prüfen. | ||
− | *Ölstand prüfen und ggf. richtigstellen | + | *Ölstand prüfen und ggf. richtigstellen. |
=Ergänzende Hinweise= | =Ergänzende Hinweise= | ||
Beschreibung und Bilder freundlicherweise von Michael ([http://www.w126-forum.de/profile.php?0,78 Dorian im W126-Forum]) zur Verfügung gestellt. | Beschreibung und Bilder freundlicherweise von Michael ([http://www.w126-forum.de/profile.php?0,78 Dorian im W126-Forum]) zur Verfügung gestellt. |
Aktuelle Version vom 18. November 2015, 16:39 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
Kurzbeschreibung | Dieser Artikel beschreibt die Inspektion einer HPF. | |||
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert! | ||||
Schwierigkeitsgrad | einfach | mittel | schwer | Dauer |
Hilfsperson | keine | Erleichterung | unbedingt erforderlich | 1 - 2 Stunden |
Ressourcen | Standardwerkzeuge | Sonderwerkzeuge | ||
|
|
|
Sicherheit
keine besonderen Gefahrenquellen.
Einleitung
Die hydropneumatische Federung von Mercedes-Benz bietet einen hervorragenden Federungskomfort, welcher sich vor allem auf der Autobahn auch bei hohen Geschwindigkeiten bemerkbar macht. Ähnlich dem System von Citroen entfallen auch hier herkömmliche Stahlfedern und Stoßdämpfer. Unabhängig von der Beladung wird das Niveau an Vorder- und Hinterachse konstant gehalten. Über einen Zugschalter lässt sich das Fahrzeugniveau um 35mm anheben, z.B. bei besonders schlechten Straßen.
In der Version ab 1985 kommen neben diesen Vorteilen noch einige Erweiterungen zum Einsatz. Ab 120 km/h senkt sich das Fahrwerk um 24mm, um Straßenlage und Aerodynamik zu verbessern. Ab einer bestimmten Querbeschleunigung (oder auf Knopfdruck) wird die Dämpferverstellung auf hart gestellt.
Über das System kursieren viele Vorurteile: Keine Werkstatt kennt sich damit aus, Ersatzteile sehr teuer oder nicht mehr lieferbar, fehleranfällig etc. Tatsächlich gibt es kaum Sachverstand zum System, das notwendige Werkzeug hat in seltenen Fällen eine Niederlassung und vieles ist teuer oder nicht mehr verfügbar. Ich fahre seit 2007 HPF und habe im Laufe der Zeit die Augen aufgehalten und auf diese Weise eine Menge Teile im Internet für wenig Geld erstanden. Das System selbst ist bei ausreichender Wartung sehr langlebig. Bis auf die Druckölpumpe und einen Zentralspeicher hatte ich bislang keine Defekte am System.
In der Regel sind die Systeme seit Jahren nicht gewartet worden und manche Defekte werden schon durch einen Austausch von Verschleißteilen bzw. des Hydrauliköls behoben. Vor allem anderen sollten diese Schritte abgearbeitet werden, bevor weitere Arbeiten vorgenommen werden.
HPF-Systemprüfung und –wartung
Ölstand und –zustand prüfen
Hier das Herzstück der HPF, Ölbehälter, Druckregler links und Verstellschalter rechts. Das ganze heißt im Mercedes-Jargon auch Ventileinheit:
- Meßstab ziehen, an weißem Lappen abwischen. Neues Öl ist fast durchsichtig mit einer Konsistenz wie Wasser. Ist es verfärbt, steht ein Ölwechsel an.
Sillikatfilter säubern
Im Druckregler ist eine Drosselschraube mit Metallfilter enthalten (NML), der gereinigt werden kann. Sitzt dieser zu, baut der Druckregler zu wenig Druck auf. Bevor andere (teure) Komponenten geprüft oder gar getauscht werden, sollte als erstes der Filter geprüft werden.
- Dazu die Drosselschraube ausbauen:
Hier die Drosselschraube:
- Der Filter sitzt hinter der Schraube und bleibt manchmal im Druckregler stecken. Ggf. mit feinem Schraubendreher oder ähnlichem herausziehen.
Deutlich zu sehen der Gummiabrieb aus dem System.
- Filter mit Bremsenreiniger oder Druckluft reinigen.
- Filter mit Drosselschraube einsetzen und anziehen (kein Drehmoment im WIS angegeben).
- Motor starten
- Drosselschraube auf Dichtigkeit prüfen
Ölwechsel
Leider ist im WIS kein Ölwechsel vorgesehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Öl abzulassen. Ich musste es bislang noch nicht durchführen, da das Öl bei Kauf des Wagens in gutem Zustand war und durch zahlreiche Arbeiten am System zwangsläufig so viel Öl ersetzt werden musste, dass ein weiterer Ölwechsel nicht notwendig war. Im WIS ist beschrieben, wie die Pumpe entlüftet werden kann. Diese Vorgehensweise würde ich zum Ölwechsel benutzen. Am Druckregler ist der Druckschlauch der Pumpe angeschlossen, rotes Viereck:
- Druckschlauch lösen.
- Auf Druckschlauch einen durchsichtigen Schlauch zur Verlängerung aufstecken.
- Schlauch in Auffanggefäß, am besten mit Maßangaben.
- Ölmeßstab entfernen, Trichter aufstecken.
- Motor starten, im Leerlauf laufen lassen.
- Parallel Öl in Trichter nachfüllen, je nach Größe des Auffanggefäßes den Vorgang unterbrechen und wiederholen.
- Im System sind insg. 5,7 Liter Öl enthalten. Im Leerlauf, d.h. ohne Fahrwerksbewegung, werden sicher nicht alle Ölleitungen durchspült. Aber ein großer Teil der Verschmutzung im Kreislauf wird dadurch eliminiert. Daher Vorgang beenden, wenn klares Öl austritt. Dies kann möglicherweise auch schon deutlich unter 5 Litern der Fall sein.
- Druckschlauch am Druckregler anschließen (30 Nm).
- Ölstand korrigieren.
Filterwechsel
Im WIS wird die Filterpatrone zwar auf Bildern gezeigt, aber weder dort noch in den Serviceinformationen wird auf die Notwendigkeit eines Wechsels hingewiesen. Bei meinem Fahrzeug war auch dieser Filter völlig schwarz und offensichtlich bis 200.000 km noch nicht gewechselt worden.
- Druckschlauch abschließen.
- Seegering am Verstellzug abnehmen, Verstellzug aushaken.
- Verstellscheibe von gezeigter Stellung N (Normal) auf M (Montage), dazu ganz nach rechts bis zum Anschlag schieben. Damit ist die Ventileinheit drucklos. Verstellschalter wieder auf N.
- Sämtliche Hydraulikleitungen abschließen.
- Verstellzug von Halter abschrauben, dazu mit Inbus an gelbem Kreis gegenhalten. Verstellschalter von Druckregler abschrauben. Die Schrauben des Halters verbinden auch den Druckregler mit dem Verstellschalter.
- Die beiden Muttern am Haltering (auf dem Bild ist die sichtbare eingekreist) des Druckreglers abnehmen, Regler nach oben aus dem Behälter entnehmen.
- Feder nach oben drücken und drehen, dadurch wird der Filtereinsatz ausgehakt.
- Filtereinsatz entnehmen, neuen Einsatz einbauen.
- Unter dem großen Haltering oben befindet sich ein dicker, weißer O-Ring (nicht auf dem Bild enthalten). Nur zu tauschen, wenn der O-Ring verhärtet ist.
- Druckregler wieder in Behälter einsetzen.
- Neuen O-Ring in Verstellschalter einsetzen.
Hier die Lage des O-Rings am Druckregler:
- Verstellschalter an Druckregler montieren (7 Nm).
- Alle Hydraulikleitungen montieren (14 Nm).
- Verstellzug montieren, Verstellscheibe auf Stellung N bringen.
- Motor starten, 30s laufen lassen, bis Systemdruck wieder anliegt, Leitungen auf Dichtheit prüfen.
- Ölstand prüfen und ggf. richtigstellen.
Ergänzende Hinweise
Beschreibung und Bilder freundlicherweise von Michael (Dorian im W126-Forum) zur Verfügung gestellt.