Kardanwellen-Hintergrundwissen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Dezember 2012, 08:31 Uhr
- Gelenkwellen wie die Kardanwelle sind Präzisionsteile, die sehr vorsichtig gehandhabt werden sollten. Schon ein Fallenlassen aus 30cm Höhe kann eine Gelenkwelle irreperabel zerstören. Im Werk wird jede Welle, die fällt, automatisch verschrottet.
- Die Kardanwelle im W126 ist ein sehr altes, typisches Mercedes Design. Die Aufteilung in 2 Teile mit einem Kreuzgelenk und zwei Gelenkscheiben an Dreiarmflanschen hat bei Mecedes Tradition und wird auch heute noch so angewendet.
- Wenn man die Gelenkscheibe auseinanderbaut, um das Zwischenlager zu erneuern, sollte man vorher unbedingt die Einbaulage markieren, damit die Wuchtung im Nachhinein noch in Ordnung ist. (Idealerweise lässt man die Welle nachwuchten, um zu kontrollieren, dass alles noch passt)
- Nach all den Jahren in den Fahrzeugen muss man eigentlich alle Gummiteile der Gelenkwellen austauschen. Hierzu zählen Gelenkscheiben, Mittellager, Kugellager und die Zentrierhülsen in den Dreiarmflanschen. Diese Zentrierhülsen sind besonders schwierig, weil sie früher aus Bronze hergestellt wurden und damit Chrom VI enthielten. Seitdem das verboten ist, hat man auf andere Hülsen umgestellt. Wichtig ist, dass die Hülsen eigentlich erst im eingepressten Zustand auf das richtige Maß ausgespindelt werden (0,6 mm Toleranz), um einen vibrationsfreien Lauf zu sichern. Unbedingt die genaue Einpresstiefe der Hülse beachten!
- Das Kugellager ist ein anderes kritisches Bauteil, das man mit höchster Vorsicht einpressen sollte. Dazu muss man den Metallring im Mittellager (der Innere, der in das das Kugellager eingepresst wird) abstützen und dann am Aussenring des Kugellagers das Lager einpressen. Wenn man am Innenring presst, wird das Lager sofort zerstört. Wenn man die Gummifalte überdehnt, ist sie auch defekt und das Mittellager zerstört.
- Der Lagersitz des Kugellagers auf dem Zapfen sollte spiegelblank sein und 0,05 mm größer sein als das Kugellagerinnenmass. Beim Aufpressen (Presspassung) des Lagers darauf achten, dass es gerade und ohne Riefen aufgepresst wird und dass man hier am Innenring des Lagers presst.
- Reibschweissnähte: Alle Rohre und Flansche sind reibgeschweisst. Bei diesem Prozess bildet sich eine runde "Wurst", die sich nach aussen und innen wölbt. Diese Stellen werden prozeßbedingt nicht lackiert und können rosten. Allerdings erwärmt sich die gesamte Kardanwelle im Betrieb so stark, dass Wasser schnell abtrocknet und durch die Rotation nicht viel Wasser darauf bleibt. (also kein grösseres Problem)
- Die Wellen wurden mit einem lösemittelhaltigen Lack lackiert, der sehr haltbar ist. Nur falls sich schon Rostblasen gebildet haben, wäre es überlegenswert, die gesamte Welle zu tauschen. (Festigkeitsproblem der Rohre/Unwuchtquelle)
- Die Gelenkscheiben sind ein kritisches Teil bei der Gesamtfahrzeugauslegung und werden auf das Fahrzeug abgestimmt. Daher empfiehlt es sich, nur Original Mercedes Teile verwenden. Gelenkscheiben sind wie schwarze Magie und man weiss nicht, was drin ist. Von aussen sehen alle gleich aus, der Teufel steckt im Detail. Natürlich muss man auf die richtige Montage achten, damit die Nylonpakete richtig herum belastet werden. Ansonsten hat man keine Freude an den Scheiben, weil man sie praktisch ständig rückwärts fährt und sie dafür nicht ausgelegt sind. Schrauben, Unterlegscheiben und Muttern sollten, wie in den Herstellervorschriften angegeben, durch Neuteile ersetzt werden.
- Bei der Demontage darauf achten, dass man die Welle nicht an einer Stelle komplett löst und dann runterhängen lässt. Dies kann das Mittellager zerstören. Man sollte immer die Welle an einem Ende lösen, abstützen, das andere Ende lösen und abstützen und dann erst das Mittellager abschrauben. So hat man niemals Spannung auf der Gummifalte.
Ergänzende Hinweise
- Dieser Artikel wurde freundlicherweise von Jens Huettner ("jensinnzl") zur Verfügung gestellt, zu finden auch im W126-Forum.